Lieber Herr Karl, lieber Herr Sach,

könnte es sich bei den Grübchen und Furchen auf dem Bauchpanzer einer Sumpfschildkröte (grau gefärbter Teil der Außenseite auf den beigefügten Fotos) um Bißspuren handeln? Oder sind das eher Produkte von Verwitterung?

Das Panzerfragment stammt aus Grube 3 der Ausgrabungen 2000/2001 auf dem Moorfundplatz Friesack 4 in Brandenburg. Grube 3 war ca. 1 lang und noch 60 cm tief, sie war durch ihren Gehalt an Holzkohle kenntlich, sie datiert ins späte Boreal. Ihre Erhaltung verdankt sie vermutlich einer Überdeckung mit Torf seit dem Boreal. Die Grube enthielt zahlreiche mittelsteinzeitliche Artefakte, viele Fischwirbel und eine gebrannte dritte Phalange vom Wildschwein.

Bei der Grabung war der Schildkrötenpanzer in viele Stücke zerfallen, die sich bei der Grabung in verschiedenen Abhüben der Grubenfüllung in 5 cm Schichten und Viertelquadraten fanden.

Für Gruben vergleichbarer Form und Größe vermuten belgische Kollegen, dass es sich um Ameisennester handelt. Im Fall von Grube 3 hätten die Ameisen ihr Nest vor dem Anstieg des Grundwassers bauen müssen.

Kann der Schildkrötenpanzer etwas zur Klärung der Frage beitragen, ob es sich um eine anthropogene Grube handelt, die schnell verfüllt wurde, oder ob die in der Grube gefundenen Sachen nach Bau und Auflassung des Ameisennests hineingerutscht sind?

Viele Grüße,

Stefan Wenzel

PS: Für alle Fälle füge ich Links zu einem Artikel über die Gruben und zur Deutung ähnlicher Befunde als Ameisennester bei:

Chapter Mittelsteinzeitliche Gruben vom Moorfundplatz Friesack 4, Lk...

Article Mesolithic hearth-pits: Fact or fantasy? A reassessment base...

PS 2: Der Schildkrötenpanzer ist in Wünsdorf. Bessere Fotos kann ich nicht machen.

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